Foto: Jörg Lipskoch

Foto: Jörg Lipskoch

Vor kurzem hat ein geheimnisvoller Künstler über ein Magazin eine Mitmachaktion angeregt: „Zeig der Welt, dass Du Dich nicht fürchtest“ sollte als Aufkleber an vielen Orten die Angst vertreiben. Eine schöne Aktion. Tatsächlich ist es ja so, dass die Welt sich seit dem 11. September 2001 verändert hat. Viele würden sagen, sie ist unsicherer geworden. Der 13. November 2015 hat das in gewisser Weise bestätigt. Während der Fußballeuropameisterschaft in Frankreich sind die hohen Sicherheitsstufen zurzeit eine Auswirkung davon. Und das obwohl als Reaktion auf den Terror zunächst viele sagten: Ich gehe ohne Angst weiter im Hochhaus zur Arbeit, ich gehe shoppen, als wenn nichts gewesen wäre und lasse mir nicht verbieten, meinen Espresso im Straßencafé zu trinken. Eine Trotzreaktion folgte auf die Einschüchterung. Nicht immer folgten diesen Worten auch Taten.

Ich finde, dass wir alle eine Reaktion zeigen sollten. Denn die Angst greift ja nicht nur in Paris, New York oder Berlin nach den Herzen. Sie fahren vielleicht im Sommer weg. Zeigen Sie den Menschen, denen Sie an Ihrem Ferienort begegnen mit Freundlichkeit und Großzügigkeit, wie sehr Sie sie schätzen und grüßen Sie sie mit „Grüß Gott“, „Ahoj“ oder „Buenos dias“. Sie überlegen, ob Sie vielleicht unterversichert sind. Verzichten Sie neben der
Haftpflicht und der Krankenversicherung darauf, noch eine Zusatzversicherung abzuschließen. Und setzen Sie Ihr Geld ein, damit sich etwas Positives entwickeln kann. Mit Ihrer Unterstützung von Bildung, Begegnung und Glaube könnten Sie die Angst mindern.

Sie fühlen sich zunehmend fremd in Ihrem Umfeld? Dann machen Sie sich einfach damit bekannt. Denn oft ist es anders, als es scheint. Viele Ängste beruhen auf einem Halbwissen. Auch in Glaubenssachen. Wer betet und mit seinem Glauben ernst macht, ist nicht gleich ein Fundamentalist. Und die allerwenigsten Moslems sind Islamisten. Wir haben die große Chance, die Freiheit in unserem Lande zu nutzen, um uns zu erkundigen und aufeinander zuzugehen. Dann brauchen wir uns weniger zu fürchten.

Erst die Angst macht die Welt eng, das Vertrauen erschafft einen weiten Raum. Das ist ein Wort aus Psalm 31. Dort steht, Gott stelle unsere Füße auf weiten Raum. Einengung ist nicht in der Liebe Gottes verortet. Wenn wir also der Welt zeigen, dass wir uns nicht fürchten, mit Aufkleber oder ohne, dann entziehen wir der Angst den Raum. Und schaffen Vertrauen. Vertrauen für die Menschen, die zu uns kommen. Vertrauen für uns selbst,
dass das Leben gut zu uns ist. Vertrauen auch für Begegnungen mit Gott, der hilft, die Angst zu überwinden.

Pfarrer Ralf Döbbeling