Im Zukunftsprozess mit der Petrus-Gemeinde wollen wir in den Blick nehmen, was uns eigentlich wichtig ist, wenn wir an unsere Kirche, an Gemeinde und an Glaube und Dienst für andere denken. Auf dem zugehörigen Arbeitsblatt lassen sich die Gedanken festhalten, die nach und nach beim Lesen der Impulse von A bis Z entstehen.

Es gab 2013 die „Nacht der Kirchen“ mit dem Thema „Vielfalt“, genauer gesagt „einzigartig vielfältig“. Eine vielfältige Einheit erleben wir beim gemeinsamen Abendmahl. Beim Besuch einer lutherischen Nachbargemeinde erleben wir sie ebenso wie im Gottesdienst einer anderen Konfession. Vielfältige Formen und Traditionen gehören genauso dazu wie die vielen, einzigartigen Menschen. Denn Gott sei Dank, sind nicht alle so wie ich.

Wir gehören zur weltweiten Christenheit und haben viele Schwestern und Brüder in allen Generationen in dieser Zeit und vor uns und nach uns. Wir gehören einer bestimmten christlichen Gemeinschaft vor Ort an. Unserer Gemeinde. Und damit unserer Kirche. Dort fühlen wir uns Zuhause, vertraut und beheimatet. Durch die Taufe gehören wir räumlich und wohnlich zu einer ganz bestimmten Gemeinde. Durch die Taufe gehören wir räumlich und geistlich zu Gott. Bei Gott haben wir eine Heimat und Verortung, egal, wo wir sind.

Lassen wir uns auf die Vielfalt ein, die Gott liebt. Lassen wir diese Vielfalt als Einheit sichtbar werden. Lassen wir die Zugehörigkeit zum dreifaltigen Gott wichtiger werden, als regionale Zuordnungen.

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Diese verballhornte Binsenweisheit nimmt das Andere unter die Lupe. Wenn es anders wird, als es ist, ist das eine Veränderung. Da gibt es die absehbaren Veränderungen wie Tageszeiten oder Jahreszeiten. Es gibt Lebensphasen, die aufeinanderfolgen (können). Selbst wenn sie vorauszusehen sind, sind Übergänge besondere Herausforderungen. Sie fordern uns aus Vertrautem heraus. Und der Übergang erscheint manchmal wie eine schmale, wackelige Brücke. Und ob das andere Ufer trägt, ist noch offen. Daher brauchen Übergänge Begleitung.

Und es gibt die unvorhersehbaren, plötzlichen, oft drastischen Veränderungen. Da scheint der Boden unter den Füßen zu schwinden, der Blick und die Gedanken sind gefangen, die Gefühle verknoten sich. Auch und gerade da braucht es, dass jemand mitgeht.

Die Emmaus-Geschichte erinnert uns daran. Herausgefordert nach dem Kreuzestod Jesu aus Jerusalem herauszugehen, aufgewühlt, die Augen gehalten. Dann gesellt sich einer dazu. Ein vermeintlich Unbekannter geht mit. Kehrt ein mit seinem Segen, bricht das Brot am neuen Ufer, wird erkannt und bringt den Neuanfang. Mit neuer Kraft und neuem Schwung laufen, ja fliegen sie mit ihrer überraschenden Botschaft zu den anderen. Denn Jesus lebt.

Er lebt auch bei uns. Und wenn wir bitten: „Ich möcht‘, dass einer mit mir geht, der’s Leben kennt und mich versteht“, dann lässt er sich nicht lange bitten. Wenn sich jemand mit fulminanten Veränderungen auskennt, dann er: Jesus Christus.

Lassen wir Veränderungen anders sein, als wir bisher dachten. Lassen wir uns herausfordern in der Gewissheit, dass Jesus schon dort draußen ist. Lassen wir uns drinnen verändern, von der Befürchtung und Verzagtheit hin zur Liebe.

Ich wünsche mir keine Leben ohne Netz und doppelten Boden. Im Gegenteil, ich kann leichter leben, wenn ich weiß: da ist ein Netz. Ein Netz, das mich hält, wenn ich es brauche. Das mich auffängt, wenn ich falle. Das mir Halt gibt in einer löchrigen Welt. Doch dieses Netz lässt sich nicht anfassen und mit den Händen greifen. Es ist ein Beziehungsnetz.

Die Fäden sind zwischen Menschen gespannt. Die Bande laufen von Herz zu Herz als Haltepunkt. Die Drähte entstanden durch Gebete. Die Taue verbinden sich in der Taufe. Die Begegnungen und Augenblicke sind zu Kordeln geworden. Die frohe Botschaft von Gottes Liebe und seiner Erlösung für uns ist wie eine Spinnwebe direkt im Himmel verankert. Dieses Netz verbindet Himmel und Erde miteinander und uns Menschen untereinander.

Lassen wir uns in dieses himmlische Netz fallen. Lassen wir andere an diesem Netz teilhaben. Lassen wir es wachsen, indem wir daran anknüpfen und uns vernetzen.

Dorothea Vogel