Foto: Muntschick

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Seit 15 Jahren leben die Mitglieder des WOLEBA e.V. in der Seebenerstr. 192, liebevoll „Seebi“ genannt. Aber was heißt WOLEBA? Auf einem Kontoauszug stand neulich als Überweisungstext: „Wohnen und Leben in der Bar“. Dann waren die Zeichen für den langen Namen zu Ende. Aber es heißt: „in der Bartholomäusgemeinde“.

Wenn man auf die vielen Jahre zurückschaut, ist das mit der Bar gar nicht so verkehrt. Denn in der Seebi, wo der Verein WOLEBA das ehemalige Pfarrhaus der Gemeinde verwaltet, bewirtschaftet und bewohnt, wird in der Tat viel gefeiert. Zum einen die eigenen Hochzeiten, Geburtstage, Taufen und Konfirmationen der Bewohner, aber auch die eine oder andere Festlichkeit für Asylhelfer, internationale Begegnung und Dankfeiern für ehrenamtliche Helfer. Die Seebi ist ein Ort der Gastlichkeit und Gastfreundschaft, wo sogar ein eigener Übernachtungsbereich auch schon so manchen Gast aufgenommen hat.

Aber ursprünglich ging es um ein gemeinschaftliches Wohnprojekt, das im Kontext der Gemeinde entstand. Damals wurde der Begriff der „Immobilienmission“ erfunden. Eine Gemeinde bindet durch Immobilien langfristig Menschen an sich. Allerdings kann man das nicht im Mietvertrag regeln. Das ist ein Geschenk des Heiligen Geistes. So sind heute alle Bewohner in irgendeiner Weise in verschiedenen Tätigkeitsfeldern der Gemeinde aktiv und selbst die Kinder, die schon dem Haus entwachsen sind, haben ihre Spuren in der Jugendarbeit hinterlassen und sind selbst geprägt worden.

Foto: Muntschick

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Das alles geschieht aber nicht im Selbstlauf. 15 Jahre miteinander wohnen bedeutet auch 15 Jahre miteinander streiten, zurückstecken, nachräumen und ärgern, versöhnen und erdulden. Es gab immer wieder Anlass zum Feiern und Ärgern. Das gemeinsam zu tragen ist Gnade. Aber es gibt auch noch ein Geheimnis: Die gemeinsame Verantwortung für Haus und Grundstück. Obwohl die Bewohner ganz klassische Mieter sind, haben sie doch mit dem Verein WOLEBA eine Struktur geschaffen, mit der sie die Instandhaltung und Unterhaltung der Immobilie organisieren. Jeden Monat gibt es einen gemeinsamen Arbeitseinsatz, bei dem gemauert, gesägt, gestrichen, gekehrt und geredet wird. Das schweißt zusammen. Wer gemeinsam beim Arbeiten schwitzt, lernt den anderen auch besser kennen. 15 Jahre, jeden Monat mindestens 10 Leute – da schafft man schon was. Wenn man die Arbeiten auflisten wollte käme eine beträchtliche Leistung zusammen, die keiner berechnet und verrechnet. Das tun sie, weil es ihnen die Sache wert ist. Mancher Besucher bestaunt die gepflegte Idylle. Die WOLEBA Leute lächeln dann verschmitzt, weil man den Schweiß nicht mehr riecht, der dahinter steckt.

Und es gibt noch ein anderes Geheimnis. Alle haben den Blick über den Tellerrand geübt. Es gab und gibt immer Projekte, die das Engagement einzelner Bewohner über die Immobilie hinaus verbindet. Sei es „Weihnachten im Schuhkarton“, der „Lebendige Adventskalender“, über 40 Pflegekinder, die über unterschiedliche Zeiträume in den Familien wohnten, internationale Gastschüler und -studenten, das Kirchenasyl in der Gemeinde oder „navacopah“, ein Verein, der die Arbeit auf den Philippinen unterstützt. Wer sich nicht nur mit sich selbst beschäftigt, empfängt den Segen Gottes und gibt ihn weiter.

WOLEBA feiert nicht nur 15 Jahre „Wohnen in der Seebi“, sondern wird auch älter. Da gehen Kinder aus dem Haus, Wohnungen werden geteilt und eine neue Familie kommt dazu. Und es bleibt die Frage nach dem Weg. Wo geht es hin? Fertige Antworten gibt es nicht, aber ein bleibt gewiß: der Spruch über dem Eingang „Soli Deo Gloria“ (Allein Gott die Ehre) steht auch weiterhin über dem Aus- und Eingang aller Menschen, die das Haus und Gelände begehen und beleben.

Gottfried Muntschick, Vorsitzender