Die Anfänge des Kinderhorts dokumentiert ein kleiner Artikel in der Phoebe vom September 1945 anläßlich eines ersten Sommerfests im August. „Das Kinderfest hat allen Eltern gezeigt, in welchem Geiste ihre Kinder bei uns erzogen werden und wir freuen uns, von allen Seiten hören zu dürfen, wie dankbar die Eltern sind, dass ihre Buben und Mädel einen halben Tag der Straße und ihren verderblichen Einflüssen entzogen sind. Dieser Dank trifft besonders Pfarrer Roenneke, der trotz mancher Schwierigkeiten schnell und tatkräftig handelte und einen Kinderhort schuf, der zur Freude und zum Segen für die evangelische Bartholomäusgemeinde auswirkt.“
Diesen Eindruck bestätigt auch der persönliche Bericht einer Mutter, deren Kinder von 1983 – 1993 den Hort besuchten und die über diese Zeit – 40 Jahre zurück also zur Halbzeit – folgendes berichtet:
Es war die Zeit, in der Frau Christel Schlafer Leiterin war, bis 1990 Frau Heike Reil dazu kam und blieb. Trotz der Personalknappheit wurden täglich fast 40 Kinder betreut. Die Erzieherinnen wurden mit „Tante“ und „Du“ angesprochen, das gab ein Gefühl der Geborgenheit.
Tante Christel prägte mit ihrer warmherzigen, aber auch resoluten Art mehrere Generationen von Kindern. Sie lernten, respektvoll und verantwortlich miteinander umzugehen. Durch Tischgebet, biblische Geschichten und Christenlehre sind sie mit der Gemeinde verbunden. Auch der Zusammenhalt der Eltern wurde gefördert (z.B. durch Hortwandertage und gemeinsame Bastelabende).
Turbulent ging es mittags im Hort zu, wenn die Kinder aus den umliegenden Schulen Kröllwitz, Trotha, Neumarkt und der Wittekind- und Brunnenschule kamen. Aber auch da gab es klare Ansagen: den Schulranzen an den richtigen Platz stellen, die Schuhe wechseln und ordentlich wegstellen, Händewaschen und dann die Tanten begrüßen. Um 12.30 Uhr gab es für alle Kinder im kleinen Zimmer an zwei langen Tischen Mittagessen, das in Kübeln aus der zentralen Schulspeisung kam. Gemeinsam wurde das Dankgebet: „Alle guten Gaben, alles was wir haben…“ gesprochen. Tante Christel schmunzelte, als ein Kind betete „Alle guten Gabeln… kommen o, Gott von Dir.“
Nach dem Mittagessen hielten die kleinen Kinder auf Liegen Mittagsruhe, während die Größeren ihre Hausaufgaben machten. 10 Kinder saßen am Tisch und eine Tante an der Stirnseite. Kinder, die Hilfestellung brauchten, saßen neben der Tante. Manche Kinder spielten derweil schon auf dem Spielplatz, lasen oder bastelten.
Der Horttag endete mit einem Schlusskreis, zu dem ein Gebet und ein Lied gehörte, für die Geburtstagskinder gab es ein Wunschlied. Höhepunkte im Jahreslauf des Hortes waren die beiden Hortfamilienwandertage und die Adventszeit mit der Weihnachtsfeier.
Renate Schmidt