Ach, das muss mir keiner sagen, das wusste ich schon längst. Korruption und Denunziation, Stürme und Kriege, Einsamkeit und Sinnleere, Probleme mit dem Essen und dem Trinken in beiderlei Hinsicht. Alles nichts Neues. Wie wäre es aber, wenn das etwas Gutes wäre? Kopfstehen. So wie bei Chagall, wo die Häuser einfach auf dem Kopf stehen oder am Himmel hängen. Wenn Kopfstehen etwas Unabhängiges wäre, etwas Leichtes und etwas, das Beachtung verdient.

Es kommt die Zeit des Advent und von Weihnachten und dann beginnt ein neues Jahr. Dann könnte die Welt doch mal positiv Kopf stehen. Und die korrupten, falsches Zeugnis schwörenden, Kriege und Shitstorm anstiftenden, sinnleeren und privatisierenden Entwürfe ins Unrecht setzen. Alles, was empörend ist und woran wir uns trotzdem gewöhnt haben, was wir für bodenständig und mit beiden Beinen auf dem Boden stehend betrachten, wäre plötzlich lächerlich und leichtsinnig. Während der Kopfstand das Leben und diese Welt akrobatisch wieder auf die Füße stellt. Die Welt andersherum.

Wir träumen ja schon längst davon, dass sich etwas ändert. Und dass die Menschen zueinander kommen und sich als Menschen erkennen und als Menschen behandeln. Dass sie das, was sie sich selber vom Leben wünschen, auch anderen gönnen. Nicht nur auf der Toilette im Bahnhof: Bitte verlassen Sie diesen Ort so, wie Sie ihn vorfinden möchten. Das wäre eine goldene Regel für alles. Es würde das rücksichtslose Verhalten auf den Kopf stellen und gerade damit wieder auf die Füße.

In der Weihnachtszeit sind wir ja für Märchen empfänglicher. Eine Geschichte mit einem Happy End für das Gute, Wahre und Schöne. Aber wir glauben nicht wirklich daran. Es scheint uns wie eine Kerze auf einem Stuhl zu sein, ohne einen Schein in die Dunkelheit des Raumes zu werfen.

Herodes war ein rücksichtsloser König; Pilatus später ein Statthalter, der mehr auf Gerüchte hörte als auf Tatsachen; der sprichwörtliche Friede Roms beruhte auf Kriegen; Armut, Hunger und Seuchen gab es selbstredend damals schon. Alles nichts Neues.

Doch in diese Welt wurde Gott geboren. Er stellte damit die Welt auf den Kopf.

Und er vertraut der Welt das Evangelium von der Rettung an. Eine Botschaft, die die Welt umkrempeln kann. Denn ihre Hauptworte sind Liebe und Wahrheit. Der kleine Jesus war für solche Kunststücke wie einen Kopfstand in der Krippe noch zu klein. Aber dafür, Falsches falsch zu nennen und das Kleine groß zu machen, wuchs er auf.
Um die Welt auf den Kopf zu stellen und eine Umkehr einzuleiten, braucht es keine großen Revolutionen. Ich glaube, dass wir meistens noch wissen, was das Gewissen uns sagt und was das Richtige wäre und wo die Lüge aussieht. Wir wissen, Gutes in die Welt zu setzen, wie ein kleines Bethlehem. Wir sind hoffentlich noch nicht so gewöhnt an die Unmoral, die sich selbst als Trend ausgibt, weil es scheinbar alle machen. Der Friede wird den Menschen versprochen, die Gott in der Höhe ehren und deren Streben ihm gefällt. Der Friede kommt kopfüber in die Welt.

Es grüßt Sie herzlich,
Ralf Döbbeling