Es wäre schön, wenn jemand käme. Käme und was mitbrächte. Zeit, Kuchen und ein paar Neuigkeiten. So jemand wäre ein guter Gast. Mal schauen, ob ich was höre, ob er schon kommt. Höre ich Schritte? Nein, wäre auch unwahrscheinlich. Ich habe ja keinen eingeladen.

Ein bisschen muss man auch selber machen. Den Kuchen kann ich auch selber backen, aber meine Hoffnung kann ich nicht vermehren. Nicht allein. Die Zeit ist so träge, wenn ich allein bin. Keiner da, der sie mit mir teilt. Geteilte Dinge sind besser. Geteilter Kuchen, geteilte Freude, geteiltes Leid, geteilte Langeweile. Man hört ja, dass es heißt, das größte Glück wäre, wenn man die Zeit vergisst. Wenn die Stunden nur so verfliegen. Im Spiel, im Tanz, im Albern. Habe ich alles schon erlebt. Schön war das. Lange her. Selbst wenn ich mir ein Photo davon ansehe, kommt die Freude nicht zurück. Obwohl doch. Manchmal, manchmal bringt mich mein eigenes lachendes Gesicht zum Lächeln, wenn ich es wieder sehe, auf einem Bild aus früheren Tagen. Schön wäre es, wenn diese Tage wiederkämen.

Ich muss hier raus. Muss mich selbst bei jemand einladen. Als erstes werde ich mal zum Blumenladen gehen und mir ein Gesteck holen. Die Blumenfrau hat gesagt, ich solle nachmittags kommen. Kurz vor Ladenschluss, dann kann sie mir einen guten Preis machen. Muss ja alles raus. Und dann hat sie auch ein bisschen Zeit zu reden. Sonst ist es wegen der vielen Kunden immer hektisch. Was ich zu viel habe, hat sie zu wenig.

Ging mir auch mal so. Neulich stand in so’ner Wochenzeitung ein Spruch: Alles hat seine Zeit. Sei ein Zitat aus der Weltliteratur, schrieben sie. Stimmt, ich habe es nachgeschaut. Aus der Bibel. Vom Prediger. Nicht der Pfarrer. So heißt das Buch im alten Testament. Kann man so sagen, dass die Bibel zur Weltliteratur zählt. Alles hat seine Zeit. Keine Zeit haben, hat seine Zeit, und unbegrenzt Zeit haben, auch. Nur davon habe ich jetzt gerade zu viel. Warum kommt denn keiner, um ein bisschen von meiner Zeit zu stehlen. Ich würde mich nicht lange zieren. Er bräuchte mich nicht zu nötigen. Ich gäbe es freiwillig.

Auch Weihnachtszeit hat seine Zeit. Das ist eigentlich die schönste Zeit. Plätzchengeruch, Lichterglanz, Schenken. Das ist ja nicht alles, aber ohne einen, der sich mitfreut, ist alles nichts. Hin und wieder mache ich mir selber eine Freude, aber das ist nicht das gleiche. Es beginnt mit der Vorfreude, dass einer kommt. Zum Fest oder im neuen Jahr. Von selber. Wie ein Engel, um mich zu besuchen. Dann hätt ich Kuchen da.

Eine gesegnete Zeit wünscht
Ihr Pfarrer Ralf Döbbeling