Foto: Jakob Haferland

Jeden Sonntag entschwindet nach der Kindersegnung nicht nur eine große Gruppe Kinder aus der Kirche hinüber ins Gemeindehaus. Dabei sind auch mehrere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kindergottesdienstteams, die ein buntes Programm für die Bartholomäuse (0-2 Jahre), Maximäuse (3-4 Jahre) und die Bartholobande (5-12 Jahre) vorbereitet haben. Andrea und Stefan Habenicht sind zwei von ihnen. Wir haben uns mit ihnen getroffen, um mehr über die Arbeit in den Kindergottesdiensten zu erfahren.

Liebe Familie Habenicht, was bereitet Ihnen am meisten Freude an der Gestaltung des Kindergottesdienstes?

Andrea Habenicht: Besonders schön ist es den Kontakt zu den Kindern zu halten und zu pflegen. Das bringt immer wieder tolle Erlebnisse und es macht einfach sehr viel Spaß.

Und wie sind Sie zum Kindergottesdienstteam dazugestoßen?

Stefan Habenicht: Ursprünglich über unsere Kinder. Als die noch klein waren, hatten wir das schon gemacht.

Andrea Habenicht: Dann gab es eine längere Pause und 2016 sind wir wieder eingestiegen. Am Anfang haben wir erstmal einfach unterstützt. Haben z.B. beim Aufräumen geholfen. Dann habe ich irgendwann meine Querflöte mitgebracht, Musik gemacht, Spiele übernommen. Um die Geschichte hat sich meist jemand anderes gekümmert. Man teilt sich das meistens gut im Team auf, ergänzt sich und jeder kann das machen, was er oder sie mag bzw. besser kann. Ich muss sagen, so macht es sehr viel Spaß. Auf diese Weise ist das mit der Zeit gewachsen. Und letztes Jahr im Herbst habe ich dann gedacht, das könnte mein Mann doch auch.

Stefan Habenicht: Ja, ich erzähle gern Geschichten. Das habe ich früher schon gern gemacht.

Worin besteht für Sie der größte Schatz des Kindergottesdienstes für die Kinder?

Andrea Habenicht: Ich finde das sind vor allem die Botschaften, die ihnen in Form der Geschichten mitgeben kann. Dass sie auf Gott vertrauen können. Dass sie keine Angst haben brauchen. Gerade wenn man jung ist, hat man so viele Ängste. Man weiß oft nicht, ob alles so funktioniert, ob alles so wird, wie man sich das vorstellt. Und die Kinder müssen noch so viele neue Lebensphasen durchschreiten, da ist es schön, wenn man ihnen durch die erzählten Geschichten vermittelt: Du kannst mit Vertrauen durchs Leben gehen. Oder eben auch die ganzen Werte, ja auch die Liebe, die man ihnen dort mitgibt.

Stefan Habenicht: Genau so sehe ich das auch, für mich ist ein großer Schatz auch die Methode, mit der wir das tun: Wir erzählen Geschichten.

Andrea Habenicht: Ja, und zwar nicht in Form eines Monologes, sondern im Dialog mit den Kindern. Die Geschichte wird also zusammen erarbeitet. Es ist immer wieder schön zu sehen, welchen Spaß die Kinder daran haben, wie sie in der Geschichte aufgehen und sie selbst entwickeln. Das ist uns ganz wichtig.

Stefan Habenicht: Nehmen wir ein Beispiel: Wenn es um die Geschichte von Josef und den sieben reichen und den sieben mageren Jahren geht, dann kann ich die Geschichte einfach so aus einem Buch vorlesen. Dann wären die Kinder aber ziemlich passiv und könnten nur zuhören. Stattdessen kriegen bei uns alle eine Rolle, und wenn es nur Statisten sind.

Sie spielen die Geschichten also richtig nach?

Stefan Habenicht: Ja, so wird sie dann auch richtig plastisch gemacht. Was ist denn das eigentlich für eine Situation, wenn die Brüder zu Josef kommen? Was passiert da? Was denkt sich Josef? Und was denken die anderen? Das kann man ja alles fragen.

Andrea Habenicht: Und erstaunlicherweise wissen einige Kinder schon sehr, sehr viel.

Stefan Habenicht: Die wissen teilweise genau, wie es ausgeht. Und das ist dann auch gar nicht schlimm. Dann kann ich als Erzähler nachfragen und sie einbinden. In jedem Fall begeben wir uns auf Wanderschaft in die Geschichte hinein. Wir erarbeiten sie uns und durchleben sie. Und eine Geschichte die ich durchlebt habe, die werde ich nie vergessen.

Andrea Habenicht: Genau, und ich finde diese ganzen Themen in der Bibel, die haben auch immer etwas Aktuelles. Irgendwie ist da auch immer ein Bezug zu unserem heutigen Leben und Leben der Kinder, auch wenn die Geschichten ja schon wer weiß wie alt sind. Da geht es zum Beispiel um Freundschaft oder auch Verzicht. In der Passionszeit hatten wir in einem Kindergottesdienst die Geschichte von Jesus in der Wüste und das Thema Fasten. Und wir haben überlegt, was das für uns heute bedeuten kann. Was ist eigentlich das Positive daran, wenn wir auch einmal auf etwas verzichten müssen? Oder ganz anders, dass wir etwas Gutes für jemanden tun, an den wir sonst vielleicht nie gedacht hätten.

Stefan Habenicht: Bei den Erzählungen ist mir noch etwas wichtig: Ich kann eine Geschichte mit moralischem Zeigefinger erzählen. Also ich kann von vornherein sagen, moralisch ist dieses gut und jenes schlecht. Dann hab ich ein Werturteil abgegeben, das ich den anderen so vorsetze. Viel interessanter ist es aber für mich, das gerade nicht zu tun, sondern stattdessen die Klugheit und die Weisheit der Kinder herauszukitzeln. Die können das nämlich oft ganz gut. Und wenn sich die Kinder in die Geschichte hineinbegeben, dann entwickeln sie auch ganz automatisch Respekt vor den Protagonisten und was die erlebt haben. Das ist eine ganz andere Herangehensweise, die moralisch noch nicht festgelegt ist. Das heißt, ich ermögliche so für die Kinder einen neuen Zugang zu der Geschichte und ich erlebe, dass sie den auch gerne wahrnehmen.

Wie läuft so ein Kindergottesdienst in der Regel ab, gibt es neben der Geschichte noch weitere feste Bestandteile?

Stefan Habenicht: Ja, wir halten uns an eine grundsätzliche Struktur. Es gibt den Einstieg mit Singen, dem Klingelbeutel und der Kerze. Solche wiederkehrenden Elemente geben den Kindern Halt. Danach gibt es die Geschichte, oft ein Spiel und ein Gebet. Innerhalb dieser Struktur haben wir aber auch viele Freiheiten. Am Ende bieten wir den Kindern immer gerne noch eine kleine Überraschung. Einmal ging es zum Beispiel um den Kornspeicher. Da haben wir dann nach dem Kindergottesdienst in der Küche zusammen Popcorn gemacht. Es ist leicht vorzubereiten, die Kinder können nebenbei rumtoben und verknüpfen es aber auch wieder mit der Geschichte von vorher.

Stichwort Vorbereitung: Wie bereiten Sie den Kindergottesdienst vor. Gibt es da Material, auf das Sie zurückgreifen?

Andrea Habenicht: Ja, die Gemeinde hat eine Online-Lizenz für „Kleine Kinder Großer Gott“ (Zeitschrift für Kindergottesdienstarbeit). In unserer Bartho-Wiki steht dann immer, welches Thema dran ist. Wir schauen uns dann das Material dazu an, überlegen, was davon geeignet ist. Manchmal wandeln wir es noch etwas ab, füllen es mit Details oder wählen eine andere Methode. Wenn es gar nicht gepasst hat, haben wir manchmal auch schon mal ein ganz anderes Thema genommen. Von daher, man hat eigentlich viel Freiheit und gleichzeitig ist der Aufwand überschaubar. Und das muss auch so bleiben. Weil so viel Zeit haben wir alle nicht.

Stefan Habenicht: Ich finde auch schön, dass man durch das Material so ein Gerüst und ein Thema hat, dazu kann man dann seine eigenen Ideen ergänzen. Wir musizieren zum Beispiel beide sehr gern und Andrea nimmt dann immer ihre Querflöte mit.

Andrea Habenicht: Ja, das bringt dann einfach etwas Abwechslung in den Kindergottesdienst. Ein anderer spielt eben mal Gitarre oder bringt seine Geige mit, oder es gibt mal nur Gesang.

Sie profitieren da sicher auch im Kindergottesdienstteam voneinander.

Stefan Habenicht: Ja sehr, für mich ist zum Beispiel das Ehepaar Muntschick zu einem wichtigen Vorbild geworden. Deren Kindergottesdienste haben mich immer sehr beeindruckt. Das war für mich inspirierend und davon profitieren wir jetzt. Auch die Räume sind einfach schon sehr gut eingerichtet, dass man da wirklich kreativ arbeiten kann.

Andrea Habenicht: Das Schöne am Kindergottesdienst ist auch, dass es immer ein kleines Abenteuer ist. Man hat zwar alles geplant, du weißt aber eigentlich nie, wie es ausgeht. Wenn man den Kindergottesdienst dann hinter sich hat und es toll war, dann verursacht das einfach ein Glücksgefühl bei mir. Dazu gehört auch, dass ich die Menschen, die den Kindergottesdienst mit mir gemeinsam gestalten, besser kennenlerne und uns die Arbeit zusammenschweißt.

Was sollte man mitbringen, wenn man selber Lust hat, Kindergottesdienst zu halten?

Stefan Habenicht: Für mich gibt es da keine Hürden. Ich würde auch sagen die Frage ist falsch gestellt: „Was soll man mitbringen?“, das ist immer schon eine Einschränkung. Nein, alle können mitmachen.

Andrea Habenicht.: Was natürlich hilfreich ist, ist wenn man eigene Kinder hat.

Stefan Habenicht.: Aber auch das finde ich nicht entscheidend. Jeder ist eingeladen und es ist gar nicht schwer.

Andrea Habenicht.: Vielleicht die Freude an der Arbeit mit Kindern, dieses Glücksgefühl, wenn man Kinder motivieren und begeistern kann. Aber das ist dann eigentlich auch kein Mitbringen, sondern das Ergebnis der Arbeit und der Erfolg.

Vielen lieben Dank, Familie Habenicht, für das Gespräch und ihre Arbeit.

Wenn Sie Lust bekommen haben, auch ins Kindergottesdienstteam einzusteigen, dann wenden Sie sich gern an Cornelia Muntschick, 0157 70512127, muntschick.halle@gmx.de