Foto: Katharina Lipskoch

Im Gespräch mit Franziska Sandner und Kati Illmann, Geschäftsführerinnen von „Stadt Land Garten“

Seit November 2021 seid ihr im Gründer*innenhaus am Steilen Berg. Was hat euch hergeführt?

Kati: Vor einigen Jahren habe ich aus der Phoebe von dem Gründer*innenhaus erfahren. Ich fand das toll, hatte aber damals keinen Bedarf. Als Franziska und ich die Idee hatten, uns selbständig zu machen, haben wir uns beworben und sind froh, hier zu sein.

Franziska: Es ist ein schöner Ort, der genau zwischen unseren Wohnungen liegt. Hier können wir konzentriert arbeiten in schöner Atmosphäre. Außerdem gefällt uns die Vernetzung im Viertel und in die Gemeinde hinein sehr.

Woher kommt ihr beruflich, und wie kam es zur Entscheidung für die Gründung?

Franziska: Ich bin Juristin, habe aber schnell gemerkt, dass ein Schreibtischjob nichts für mich ist. Über unsere Kinder haben Kati und ich uns angefreundet und dabei entdeckt, dass wir den Wunsch teilen, beruflich noch etwas anderes zu machen und vor allem, draußen zu arbeiten im Einklang mit der Natur.

Kati: Ich bin von Hause aus Ethnologin und habe 11 Jahre an der MLU gearbeitet. Die Arbeit mit Studierenden und die vielen Forschungsreisen haben mir große Freude bereitet, aber das projektgebundene und auf kurze Dauer angelegte Arbeiten an der Uni hat in mir den Wunsch verstärkt, nachhaltig etwas bewirken zu wollen– im mehrfachen Sinn. Wir möchten etwas tun, was nachhallt, sowohl für uns persönlich, als auch für die Umwelt und die Gesellschaft.

Franziska: Für mich war schon länger klar, dass ich selbständig arbeiten möchte. Mein Vater ist seit der Wende Unternehmer, damit bin ich groß geworden. Das bedeutet oft Stress, aber auch viel Selbstbestimmtheit.

Kati: Natürlich birgt Selbständigkeit immer auch ein Risiko. In Momenten des Zweifelns hilft mir zu wissen, dass ich von unserem Vorhaben absolut überzeugt bin.

Worin genau besteht eure Gründungsidee?

Franziska: Wir haben einen 2000 qm großen Garten gepachtet, sehr idyllisch im Salzatal gelegen. Dort möchten wir Gemüse und Schnittblumen nach ökologischen Richtlinien anbauen. Der Name unseres Unternehmens „Stadt Land Garten“ verrät es schon – uns liegt dabei die Vernetzung von Städter*innen und Land sehr am Herzen. Unser Hofgarten soll sich langfristig als Ausflugsziel etablieren, wo Menschen eingeladen sind, selbst ihr Gemüse und einen Strauß Blumen zu ernten.

Kati: Das Besondere ist, dass nicht nur unser Gemüse, sondern auch unsere Blumen nachhaltig angebaut werden. Damit unterscheiden sie sich von herkömmlichen Schnittblumen: Sie wachsen regional und saisonal, sind absolut naturbelassen. Außerdem haben sie kurze Transportwege und weisen eine längere Haltbarkeit auf als weitgereiste Blumen! Wir sind auch Mitglied in der Slowflower-Bewegung, die sich für nachhaltigen Schnittblumenanbau einsetzt.

Wie bringt ihr eure Produkte an die Kund*innen?

Franziska: Ab Mitte Mai bieten wir Abokisten mit Freilandgemüse, mit oder ohne Blumenstrauß an. Die Blumen gibt es auch separat im Abo oder auf Bestellung, als Geschenk, als Kirchenschmuck, zu Hochzeiten, Beerdigungen, etc., auch für gastronomische Betriebe oder Arztpraxen.

Kati: Wir möchten möglichst ohne Zwischenhändler auskommen und suchen den direkten Kontakt zu Foodkooperationen, Florist*innen, Beerdigungsunternehmen etc.

Was sind die nächsten Schritte für euch?

Franziska: Wir werden uns ab Mai offiziell selbständig melden, dann werden wir auch die Biozertifizierung beantragen. Außerdem steht die erste Aussaat kurz bevor, und es muss gepflanzt werden. Also werden wir viel Zeit auf dem Feld verbringen.

Text und Foto: Katharina Lipskoch