Am Aschermittwoch, in diesem Jahr der 22. Februar, startet die Fastenzeit. Was bedeutet diese Zeit auf dem Weg zu Ostern für Jugendliche in unserer Gemeinde? Welche Fragen stellen sich ihnen, wenn vom Fasten die Rede ist? Haben sie schon Erfahrungen mit dem Fasten gemacht – oder sogar feste Fasten-Vorsätze für dieses Jahr?

Diese Fragen hat unser Gemeindepädagoge Folker Hofmann mit in die Junge Gemeinde (JG) genommen. Dort treffen sich wöchentlich zwischen 10 und 20 Jugendliche im Alter von 15 bis 19 Jahren. Hier eine Auswahl von Eindrücken aus dem Gespräch:

Was bedeutet dir Fasten?

  • Den Tag, an dem die Fastenzeit beginnt, verpasse ich meistens. Das merke ich dann immer erst ein paar Tage später.
  • Mir ist gar nicht richtig klar, warum ich etwas fasten sollte. Was bringt das mir?
  • Für viele Menschen hat die Fastenzeit keine Bedeutung.
  • Bei uns in der Familie ist die Fastenzeit eine Tradition.
  • In der Schule höre ich bei Muslimen viel häufiger, dass sie fasten, also dann sogar gar nichts essen.

Was würdest du fasten?

  • Ich faste in diesem Jahr Damas, Döner und Süßes. Davon profitiert auch mein Geldbeutel.
  • Feiern würde ich nicht fasten, auch nicht Kuchen.
  • An Aschermittwoch mit dem Fasten anzufangen geht nicht, am Tag danach hat meine Oma Geburtstag.
  • Viele meiner Freunde verzichten jetzt auf Alkohol.
  • Ich faste das Fasten.
  • Die Menschen und die Gemeinschaft in der JG könnte ich nie fasten. Mein Fahrrad auch nie!
  • Mich würde interessieren, ob Menschen früher andere Dinge gefastet haben. Das war vor 100 Jahren vielleicht ganz anders.

Welche Erfahrungen hast du gemacht?

  • Süßes fasten hat immer gut geklappt, das mag ich auch gar nicht so sehr. Handy fasten ging nicht so gut. Es ist dann irgendwie passiert, dann habe ich doch Netflix geguckt.
  • Ein Jahr habe ich versucht, Fleisch zu fasten, also nur vegetarisch zu essen. Das ging aber nicht so gut, weil mein Vater immer Fleisch gekocht hat. Das macht es anstrengend.
  • Fasten probiere ich jedes Jahr, aber ich ziehe es selten durch.
  • Ich hatte immer das Gefühl, dass ich fasten muss, das hat mich aber nicht unfassbar bereichert.

Was denkst du sonst noch dazu?

  • Eigentlich könnte man beim Fasten auch mal mitmachen, ist ja nichts Schlechtes.
  • Man sucht sich das aus, von dem man eigentlich weiß, dass es nicht so gut ist. In der Fastenzeit kann man versuchen, schlechte Angewohnheiten los zu werden. Eigentlich traurig, dass man dafür eine offizielle Fastenzeit braucht.
  • Ich frage mich, ob wir nicht eigentlich ziemlich verwöhnt sind und das nicht öfter mal tun sollten: Auf etwas verzichten. Nicht nur in der Fastenzeit.

Und jetzt?
Ich frage mich, warum ich das nicht schon früher getan habe: Vor der Fastenzeit einfach mal mit Leuten über Fasten reden. Nach unserem Gespräch in der JG habe ich richtig Lust, dieses Jahr das Fasten auszuprobieren. Für die Jugendlichen ist Fasten anders als eine Diät oder ein Digital-Detox. Zum Fasten gehört eine eigene Intention. Und für die Jugendlichen ist die Fastenzeit eindrücklicher als selbst der Ostergottesdienst. Fast jeder kann was zu Fasten-Erfahrungen von sich oder von Freunden erzählen: Gefastet haben sie schon Bier, Süßes, Damas-Döner, Fahrrad, Fleisch … also nicht nur Ungesundes. Wer fastet, gehört außerdem zu einer weltweiten Gemeinschaft von fastenden Christen dazu, auch wenn wir die Frage nicht genau beantworten konnten, was uns das Fasten bringt.

In der Gemeinschaft der JG merke ich, dass sich eine Motivation in mir zum Fasten entwickelt. Ich möchte auch eine Fasten-Erfahrung machen. Ich möchte wissen, wie es ist, wenn ich Süßes faste. Ich möchte ein Gespür für meine Sehnsucht bekommen, bevor ich mir eine Packung Schoko-Erdnüsse den Rachen runter baller. Das betäubt. Wonach sehne ich mich? Was wünsche ich mir von Gott? Ich werde Süßes fasten und nach Antworten auf diese Fragen suchen.

Folker Hofmann