Ich stehe vor dem Spiegel und frage mich:
Bin das wirklich ich?
Oder nur ein Echo von Erwartungen,
ein Konstrukt aus Blicken und Bewertungen,
eine Hülle, geformt aus „Mach doch mal“
und „Warum bist du nicht wie…?“
Ich starre mir selbst in die Augen,
doch da ist nichts.
Kein Funken, kein Feuer, kein Ich.
Nur eine leere Fläche,
die meine Zweifel reflektiert.
Wer ist der Mensch da gegenüber?
Ist er echt oder nur ein Betrüger?
Bin das wirklich ich? Bin ich noch da?
Oder nur Fassade, Jahr für Jahr?
Und ich frage mich:
Wann genau habe ich angefangen,
mehr in anderen als in mir selbst zu sehen?
Wann wurde mein Wert ein Produkt von anderen
statt von Leidenschaft?
Wann habe ich verlernt, mich zu erkennen,
weil ich zu sehr damit beschäftigt war,
jemand anderes zu sein?

Spiegelbild, sag mir, wer ich bin,
wo führt mein Weg, was hat er für Sinn?
Bin ich nur das, was die anderen sehen,
oder steckt da mehr in meinem System?
Ich lach, wenn es von mir verlangt wird,
versteck, dass mein Herz manchmal Angst spürt.
Bin stark, wenn die Schwäche verboten ist,
doch was, wenn du hinter die Fassade blickst?

Spiegelbild, sag mir die Wahrheit:
Bin ich genug?
Oder nur eine Fassade,
die hält, solange keiner zu genau hinsieht?

Ich will mich fühlen.
Ich will mich sehen,
ohne Filter, ohne Erwartungen,
ohne das ständige „Was denken die anderen?“.
Ich will mich in meinen eigenen Augen finden,
in meiner eigenen Stimme hören,
in meinem eigenen Herzschlag spüren.

Ich will mich fühlen, will wissen, ich leb,
nicht nur funktionieren, weil’s Regeln gibt.
Ich will nicht nur das, was von außen bleibt,
ich will mein Inneres, frei von Leid.

Ich will ein Spiegelbild,
das mich nicht nur zeigt,
sondern mich erinnert,
wer ich wirklich bin.

Vielleicht ist das alles ein langer Weg,
auf dem man lernt, sich selbst zu verstehn.
Vielleicht muss ich erst durch die Schatten gehen,
um irgendwann klar in den Spiegel zu sehn.
Und wenn ich mich finde, dann bleib ich hier,
dann fall ich nicht mehr, dann gehör ich zu mir.
Dann brauch ich kein Bild, das mir sagt, wer ich bin,
dann weiß ich es selbst – von innen nach innen.

Emma Steinhardt