„Wie es dir möglich ist: Aus dem Vollen schöpfend – gib davon Almosen! Wenn dir wenig möglich ist, fürchte dich nicht, aus dem Wenigen Almosen zu geben!“ Tob 4,8 (Einheitsübersetzung, Monatsspruch für Oktober)

Diesen Hinweis gibt der Vater Tobit seinem Sohn Tobias vor einer langen Reise mit auf den Weg. Seine angesammelte Lebensweisheit vertraut er ihm zusammen mit einer Aufgabe an, wodurch der bisherige gemeinsame Lebensweg getrennt weitergeht. Dafür will ihn der Vater ausstatten.

Was haben wir in Sachen Almosengeben oder Spenden von unseren Eltern mitbekommen? Wie handhaben wir es? Und was geben wir davon an unsere Kinder weiter? Diese Fragen beschäftigen mich, wenn ich den Monatsspruch lese.

Immer wenn meine Mutter mir als kleines Kind das Geld für die Kollekte gab, die ich in das geflochtene Körbchen legen durfte, war das für mich etwas ganz Besonderes – auch wenn ich das damals nicht genau verstand. Zu Weihnachten war es sogar ein Umschlag mit einer Spende für „Brot für die Welt“. So sind für mich Gottesdienst, ein Fest, Geschenkebekommen und Spendengeben ganz eng miteinander verknüpft worden. Eine Tradition, an die ich gerne angeknüpft habe. Als ich zum Studium nach Halle zog, hatte mir jemand eine Spardose in Form eines Brotes getöpfert, in die ich wöchentlich eine Münze warf, um sie an Weihnachten zu spenden.

Seitdem habe ich verschiedene Zeiten durchlebt und bin Wegstrecken in meinem (Glaubens-)Leben gegangen. Und dabei ist auch das Geben manchmal auf der Strecke geblieben. Als ich hier in Bartholomäus und im Hauskreis ein neues geistliches Zuhause gefunden hatte und mir die persönliche Bibellese wichtig geworden war, spiegelte sich dies auch im Spenden wider. Je mehr ich verstand, wie sehr mein Leben und alles, was mir täglich an Gutem begegnet, Geschenk Gottes ist, desto mehr war ich daran interessiert, etwas an andere weiterzugeben. Diese Herzenshaltung beim Spenden wurde für mich sehr wichtig, nicht die Größe der Spende.

Und diese Grundhaltung finde ich auch im Spruch aus dem Tobitbuch. Aus dem Glauben speist sich sein solidarisches Handeln und dabei geht es nicht nur um Geld. Tobit ist aktiv, hat die Gemeinschaft im Blick und wendet sich Menschen mit konkreter und verlässlicher Hilfe zu.

Der Monatsspruch könnte auch so lauten: Wenn es dir möglich ist, solidarisch zu handeln, mal aus dem Vollen, mal aus kleiner Kraft, dann tue es!

Diese Zuwendung – im Rahmen unserer persönlichen Möglichkeiten – ist es, die ich heute praktisch umsetzen kann, die andere dadurch erfahren. Darin kann und möchte ich Vorbild sein für meine Kinder, für die Kinder in unserer Gemeinde und darüber hinaus. Meine innere Haltung, so wünsche ich es mir, möge dabei durchscheinen und hinterfragt werden können. Auch in meinen Worten, wenn zum Beispiel die Kollekte bei den Bartholomäusen eingesammelt wird, ist sie hörbar: „Gott hat uns reich beschenkt, darum können wir weitergeben. Wer möchte, kann eine Münze in die (kleine Sammel-)Kirche stecken.“

Möge die Freude zu geben, ansteckend sein!

Dorothea Vogel