Zur GKR-Arbeit gehört auch der Blick über den Tellerrand der eigenen Gemeinde. Wir haben zwei Mitglieder des jetzigen GKR gebeten, ihre Perspektive darauf zu schildern. Hier berichtet Mark Udo Born.  Den ergänzenden Beitrag von Jürgen Biewald könnt ihr hier lesen.

Gemeinschaft, Kreativität und Regelungen prägen auch diejenigen Arbeiten des Gemeindekirchenrats (GKR), die über unsere Gemeindegrenzen hinausführen.

Mit den anderen evangelischen Kirchengemeinden ringsherum gehört die Bartholomäusgemeinde zum Kirchenkreis Halle-Saalkreis. Dort sind alle Gemeinden und einige kirchliche Einrichtungen im Parlament, der Kreissynode, vertreten und treffen dort folgenreiche Entscheidungen. Aus dem Haushalt des Kirchenkreises werden die Pastoren, Gemeindepädagogen und Kirchenmusiker in den Gemeinden überwiegend bezahlt, größere Baumaßnahmen oder Freizeiten der Gemeinden laufen kaum ohne Geld vom Kirchenkreis. Die Verteilung der Mitarbeiter auf die Gemeinden und deren Aufgaben, also der Stellenplan des Kirchenkreises, ist für alle Gemeinden wichtig und wird wie der Haushalt in der Kreissynode beschlossen.

Das bedeutet viel demokratische Mitbestimmung, die Zeit und Engagement braucht. Sachliche und verlässliche Zusammenarbeit erreicht dort mehr, als nur Geld und Personal für die eigene Gemeinde zu fordern. Die starke Unterstützung für unser Gründerzentrum am Steilen Berg ist ein junges Beispiel hierfür. Mit einer lebendigen Gemeinde im Rücken, die im Kirchenkreis Anerkennung findet, kann diese Arbeit durchaus Freude machen!

Unmittelbar an den Grenzen der Bartholomäusgemeinde liegen unsere evangelischen Nachbargemeinden. Mit der Petrus-, Laurentius- und Marktgemeinde bilden wir eine „Region“. Dies ist ein Begriff aus dem Stellenplan des Kirchenkreises. In einer „Region“ sollen die hauptamtlichen Verkündigungsmitarbeiter (Pfarrer, Gemeindepädagogen, Kirchenmusiker) als „Team“ gemeinsam ihre Aufgaben erfüllen. Da je Gemeinde nur noch Bruchteile der vollen Arbeitszeit verfügbar sind, müssen einige von ihnen in mehreren Gemeinden arbeiten, wodurch eine gemeindeübergreifende Terminplanung nötig ist. Auch Chor und Orchester arbeiten gemeindeübergreifend. Die Gemeinden selbst lassen bisher nicht erkennen, dass ein Bedürfnis für ihre Zusammenarbeit in der „Region“ besteht. In der Arbeit des GKR spielen die Nachbargemeinden nach früheren Versuchen der Kontaktaufnahme kaum mehr eine Rolle. Dabei braucht gute Nachbarschaft Aufmerksamkeit und Pflege! Wahrscheinlich werden künftig unterschiedliche Schwerpunkte der Gemeinden (z.B. Kirchenmusik, Familien- und Jugendarbeit) für die Beziehungen untereinander prägend.

Zusammenarbeit mit anderen halleschen Gemeinden, auch anderer Kirchen, z.B. der katholischen Gemeinde in der Gütchenstraße, der Evangeliumsgemeinde in der Georgenkirche oder weiteren in der Evangelischen Allianz engagierten Gemeinden findet eher informell statt. Über zahlreiche persönliche Beziehungen bestehen Verbindungen und entsteht Beteiligung an denselben Aktionen. Formelle Kontakte entstehen daraus kaum, Arbeit für den GKR ergibt sich aktuell fast nicht.

Noch weiter über unseren Tellerrand hinaus, jenseits unserer Stadt- und Kreisgrenzen ist unsere Landeskirche, die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland, für die Arbeit des GKR sehr wichtig. Sie bildet den rechtlichen Rahmen, ihre Kirchengesetze bestimmen die Arbeit des GKR. Auch sie ist demokratisch verfasst, die Kirchengesetze entstehen in der Landessynode. Dorthin entsendet aber nicht die Gemeinde, sondern der Kirchenkreis seine Vertreter.

Ist diese Vielfalt von Institutionen und Gremien verwirrend? Ich meine, sie ordnet sich und wird interessant, wenn man als GKR ein bestimmtes Vorhaben verwirklichen will und sich nach dem richtigen Weg und geeigneten Partnern umsieht. Am konkreten Beispiel werden schnell Strukturen und Regelungen verständlich und überschaubar. Oft finden sich engagierte Mitarbeiter und Mandatsträger, die sich zum Helfen und Mitdenken gewinnen lassen. Und wenn mal nicht, kann man seinen Frust im GKR unserer Gemeinde teilen und die Gedanken auf neue Ziele lenken!

Mark Udo Born