Pauline Bischoff ist 19 Jahre alt und engagierte sich lange in der Jugendarbeit der Bartholomäusgemeinde, bevor sie sich entschloss, für ein Jahr als Europäische Freiwillige in Estland zu arbeiten. Dort hat sie nicht nur viel über sich und über ihr Gastland gelernt. Sie hat auch eine Brücke zwischen zwei Gemeinden gebaut, die bis dahin nichts voneinander wussten.

Pauline, was genau hast du in Estland gemacht und was war deine Motivation für solch einen Freiwilligendienst?
Ich habe für 12 Monate in Tallin als Freiwillige der evangelischen Pühavaimu Gemeinde gearbeitet, einer Einsatzstelle der Diakonie Mitteldeutschland. Hauptsächlich habe ich bei der täglichen Arbeit im Kindergarten der Gemeinde mitgeholfen. Ich wollte nach der Schule noch mal weg, irgendwo mit anpacken, etwas für Andere tun und auch in einen ganz neuen Bereich reinschnuppern.

Warum gerade Tallinn?
Das war Zufall. Bei einer Veranstaltung der Diakonie wurden die Einsatzstellen vorgestellt und die Präsentation der Gemeinde hat mir so gut gefallen. An Estland hatte ich bis dahin überhaupt nicht gedacht. Aber es ist schön, mal etwas ganz anderes zu machen, etwas, das man vorher noch gar nicht so im Kopf hatte.

Was war für dich die größte Herausforderung?
Eindeutig die Sprachbarriere. Die Kinder im Kindergarten sprechen nur estnisch oder russisch und sie möchten sich mitteilen. Aber sie sind gleichzeitig auch die besten Lehrer. Man wird da wirklich ins kalte Wasser geworfen. Da hilft nur: Lernen und sich trauen. Oder man versteht ein Jahr lang nichts.

Was hat diese Zeit im Ausland mit dir gemacht?
Sie hat mich gefordert, aus meiner Komfortzone herauszukommen. Und sie hat mir beigebracht, auch bei Schwierigkeiten am Ball zu bleiben, wie beim Estnischlernen – und auch mal das Unbekannte zu entdecken.

Während deiner Zeit dort hast du ein Spendenprojekt für deine Gastgemeinde gestartet. Wie kam es dazu?
Während der Corona-Pandemie sind wichtige finanzielle Einnahmequellen der Gemeinde weggebrochen. Es kamen keine Tourist*innen mehr, das Gästehaus blieb unbewohnt, Veranstaltungen, bei denen normalerweise Spenden gesammelt werden, wurden abgesagt. So habe ich überlegt, wie ich die Gemeinde unterstützen kann. Über Vermittlung durch Pfarrer Döbbeling haben wir Kontakt zum Programm „Hilfe für Osteuropa“ der Diakonie bekommen. Dort haben wir Anträge auf Unterstützung gestellt. Außerdem ging die Kollekte eines Gottesdienstes der Bartholomäusgemeinde nach Tallin. Das Geld soll vor allem für den Kindergarten und die Jugendarbeit der Gemeinde ausgegeben werden. Die Spenden sind aber nur die eine Seite. Die andere ist, hoffe ich, dass sich daraus ein Kontakt zwischen „meinen“ beiden Gemeinden entwickelt. Hier freuen sich alle sehr über die finanzielle Unterstützung und hoffen, dass auch mal Besuch aus Halle kommt.

Was nimmst du mit aus Tallinn?
Respekt vor der Arbeit mit Kindern! Und noch mehr Faszination dafür, wie Kommunikation funktioniert. Notfalls nämlich auch mit Händen und Füßen. Aber irgendwie geht es immer.

Würdest du sagen, dass es für Christ*innen leichter ist, in der Fremde einen Platz zum Ankommen zu finden, einfach über die christlichen Gemeinschaften im Ausland?
Ein schöner Gedanke. Tatsächlich habe ich das erlebt als Freiwillige in der Gemeinde hier. Im Gottesdienst, zum Beispiel. Auch wenn ich lange kein Wort verstanden habe, dann war da doch immer ein Gefühl der Verbundenheit über die Gebete und Lieder, auch ganz ohne gemeinsame Sprache.

Vielen Dank, Pauline, für das Gespräch!

Die Fragen stellte Katharina Lipskoch.