Irgendetwas glaubt jeder, der sich Gedanken über das Leben macht. Für den einen ist es ein Bekenntnis zu einem persönlichen Gott, für den anderen tritt etwas anderes an dessen Stelle. Die Menschen fragen nach Sinn, Ursprung und Ziel ihres Lebens, ob am Sonntagmorgen in der Kirche oder am Samstagabend nach dem dritten Bier. Sie tun das umso drängender, je mehr ihnen die alten und selbstverständlichen Sicherheiten verloren gehen: Arbeitskraft, Vermögen, Alterssicherung, verwandtschaftliche Bindungen.

Es hat einmal jemand behauptet, der Mensch sei unheilbar religiös. Also ruhelos, die Fragen nach wozu, woher, wohin zu beantworten. Ich bin überzeugt, dass diese Unruhe heilbar ist. Die Sehnsucht nach Gott kann gestillt werden, bevor sie krank macht.

Worrying is a new form of prayer (Joanne Greenberg)

Der Bibelspruch für September klingt unter diesen Vorgaben erst einmal platt: „Seid nicht bekümmert; denn die Freude am HERRN ist eure Stärke“ (Nehemia 8,10). Darf ich das so verstehen, wenn ich mich um Gott kümmere, kümmert er sich um mich? Wenn ich also richtig fromm bin, dass er sich um alles andere sorgt, z.B. Haushaltsgeld, Studiengebühren, Rentenanpassung? Dass ich ruhigschlafen gehen kann, weil Gott über mein Leben wacht?

Das können doch nur Menschen sagen, die nie eine Krise ihres Kinderglaubens erlebt haben. Könnte man denken! Doch gutgläubig naiv war Nehemia nicht, dem dieses Wort geschah. Seine Freude wirkte nicht platt, sondern ansteckend. Er war ein praktischer Mensch. Er war der Cheflogistiker für den Wiederaufbaueiner Stadt. Täglich kämpfte er mit Materialmangel, Mitarbeiterkonflikten, innerer Demotivation und äußeren Angriffen.

Foto: Ralf Döbbeling

Foto: Ralf Döbbeling

Macht nichts, teilte Gott ihm mit. Deine Stärke ist die Freude. Du wirst feststellen, dass du nicht umsonst arbeitest. Lass Dich nicht entmutigen. Was Du tust, wird Sinn ergeben.

Diese Mutmacher für den Lebenssinn und die Bestätigung der Berufung beantworten natürlich die Fragen nach Woher und Wohin nicht gleichzeitig mit. Auch ist unsere neuzeitliche Frage nicht gleichbedeutend mit Nehemias Herausforderung. Aber eine Anregung ist seine Geschichte dennoch. Moderne religiöse Fragen beantworten sich nämlich nicht nur durch Grübeln, sondern auch durch Tun, durch Mitmachen und durch Nachfolge. Das können wir lernen.

Die Menschen erhalten Antwort auf die Fragen nach Sinn, Ursprung und Ziel ihres Lebens, auch wenn sie arbeiten und sich engagieren. Oder wenn sie sinnend durch eine Kirche gehen, probeweise beten und Gott ansprechen. Wenn Sie Einsteiger im Beten sind, dann probieren sie es einfach mit diesem Vorschlag: „Gott, wenn es dich gibt, zeig mir den Weg, den ich gehen kann.“

So wie Sie beten, wird sich ihre Welt und die der anderen verändern. Glaube ist sehr persönlich, aber nie privat. Das heißt, so wie Sie beten, wird sich ihre Welt und die der anderen verändern. Dafür ist die Geschichte Nehemias ein Beispiel.