Foto: Torsten Bau

Marita Giesecke ist seit Anfang diesen Jahres die neue Gemeindepädagogin im Pfarrbereich Emmaus in Neustadt. In einem Gespräch mit Ralf Döbbeling stand sie Rede und Antwort, wie es dazu gekommen ist und welche Ziele sie hat.

Marita, was waren deine ersten Kontakte mit Kirche?

Das waren die Krippenspiele in Lindhorst bei Magdeburg in meinem Heimatort. Da ich schon früh gern gesungen habe, habe ich öfter die Rolle des Verkündigungsengels gespielt. Und dann habe ich in Kanada während eines Auslandsaufenthalts mit einer mexikanischen Christin zusammen gewohnt. Auch die Gastfamilie besuchte wöchentlich den katholischen Gottesdienst. Das hat mich beeindruckt, sodass ich mich erstmals mit Taufe beschäftigt habe. Getauft wurde ich dann allerdings erst nach meiner Rückkehr nach Deutschland.

Und was führte dich nach Halle an der Saale?

Ich habe in Halle an der Universität Englisch, Musik und ev. Theologie auf Lehramt studiert und auch mit dem Staatsexamen abgeschlossen. Das Gesangsstudium, das ich hier angefangen habe, habe ich dann allerdings lieber in Dresden fortgesetzt. Das bekam meiner Stimme besser. Auch heute noch pendle ich nach Dresden für die weitere stimmliche Betreuung.

Doch mittlerweile bist du selbst Lehrerin für Gesang und Stimmbildung, oder?

Ja, momentan unterrichte ich an der Universität und privat, das macht mir große Freude. Allein davon zu leben ist in Halle nicht ganz einfach, da man nicht so gut verdient wie in Dresden. Das ist nicht das allerwichtigste, aber als Familie muss man sich schon gut organisieren. Ich sehe weiterhin meine große Leidenschaft in der Musik. Ich habe dann zunächst auch an Schulen gearbeitet, aber die Tätigkeit als Lehrerin hat mich nicht befriedigt.

Wie ist deine Familie zur Bartholomäusgemeinde gekommen?

Zwei unserer drei Töchter sind hier getauft und Kristian und ich haben hier kirchlich geheiratet. Und wir sind durch die Kinder ganz natürlich in die Kindergottesdienste hineingekommen. Anfangs hat eine andere Mutter, selbst Lehrerin, mich ermutigt, auch mal die Bartholomäuse zu übernehmen. Und später habe ich selbst das noch fehlende Stundenmaterial mit erstellt. Die Bartholomäuse laufen ja nach einem festen Jahres- und Gottesdienstschema ab, aber es gibt für die Eltern auch immer eine Gesprächsrunde zu den Predigttexten, die offen gestaltet wird. Da habe ich selbst auch noch einmal viel nachgedacht und auch von anderen gelernt.

Gibt es für dich einen großen Unterschied zwischen Schule und KiGo?

Essen! Im Kindergottesdienst gibt es immer mindestens eine Kleinigkeit zu essen. Eine Brezel, eine Traube. Ein Indiz, dass den Kindern etwas mitgegeben wird und zugleich viel offen gelassen. Ich habe zeitgleich in der Schule unterrichtet und im Kindergottesdienst mitgearbeitet. In der Schule wird die Erzählung oder was auch immer auf ein Ergebnis hin verzweckt. Immer muss ein Ergebnis herauskommen. Diese Vorgaben haben mich gestört.

Beeinflusste das auch deine Entscheidung, Gemeindepädagogin zu werden? Wenn ich das sagen darf, bist du doch eigentlich überqualifiziert für die 50%-Stelle.

Das sehe ich nicht unbedingt so. Ich kann in der Gemeinde viel mehr meine Vorstellung von religiöser Bildung selbst entwickeln und in vielen verschiedenen Bereichen mitgestalten. Hanna Henke, die Pfarrerin, und ich wollen Geschichten anschlussfähig erzählen und Glauben einladend weitergeben. Auch hier dreht sich viel um die Tischgemeinschaft beim Essen und Reden, z.B. beim wöchentlichen Familienfrühstück. Um Noten geht es jetzt nur noch beim Singen.

Du bist noch jung und hast schon sehr viele Erfahrungen gemacht und auch einige Male umgesteuert.

Na, ich folge weiterhin der Freude am Gesang und ich folge meiner Intuition. Es ist also doch kontinuierlich. Doch lange Überlegungen und feste Vorsätze schätze ich nicht so wie die Erprobung. Ich vertraue da lieber der positiven Erfahrung. Und die hat mich bisher gut geführt. Und ich glaube, dass die Menschen in Neustadt diese unvoreingenommenen Kirchenleute brauchen.

Vielen Dank für das Gespräch! Wir hoffen, dich trotz der neuen beruflichen Herausforderung hin und wieder auch in unseren Gottesdiensten singen zu hören. Gottes Segen für deine Familie und deine Aufgabe!