Wir sprechen dieses Mal mit Johannes Schimming. Er war mit seiner Familie viele Jahre Gemeindemitglied in Bartholomäus und hat Halle in diesem Sommer gen Nordosten verlassen.
Lieber Johannes, du bist jetzt Vikar in Pratau bei Wittenberg. Wie hat es euch dort hin verschlagen?
Mit Wittenberg sind wir schon seit zwei Jahren verbunden, weil meine Frau Angela hier einen Praxissitz zugesprochen bekommen hat. Ich habe die Stadt auf meine Wunschliste für das Vikariat gesetzt und das hat glücklicherweise geklappt. Pratau ist ein Vorort von Wittenberg, am gegenüberliegenden Elbufer, und zur Gemeinde gehören noch 7 weitere Kirchen. Und weil sich das Predigerseminar auch in Wittenberg befindet, habe ich auch für die Ausbildungskurse kurze Wege. Mit Sack und Pack umgezogen sind wir im Juli und da ich gerade noch in Elternzeit bin, hatte ich viel Zeit, die Kleinstadt mit dem Kinderwagen zu erkunden.
Hattest du denn dann schon die Chance, in der neuen Gemeinde anzukommen?
Ich würde sagen, wir sind mitten drin. Durch Corona fällt das Kennenlernen neuer Menschen schwerer, weil vieles auf Abstand passiert oder auch ausgefallen ist. Und man hat das Gefühl: Das ist noch nicht das richtige Gemeindeleben. Bei unserem ersten Besuch dachten wir: Das ist wie Bartho, nur zwei, drei Nummern kleiner. Und es gibt auch zahlreiche ökumenische Initiativen in der Stadt, die ich ganz neugierig wahrgenommen habe. Wir freuen uns sehr auf das, was noch kommt in den nächsten zwei Jahren.
Hast du dir etwas aus Bartholomäus mitgenommen, das du gerne in die neue Gemeindearbeit übertragen möchtest?
Ja, da könnte ich ganz viel zu sagen, weil ich so unheimlich viel aus den 10 Jahren Bartho mitgenommen habe: Das Kirchencafé und die Herzlichkeit der Begegnung, die man besonders nach dem Gottesdienst spürt; ein Kindergottesdienst, der sich wirklich an die Kinder richtet; eine einladende Jugendarbeit; und eine Gemeinde die sich zutraut, auch mal ganz neue Dinge auszuprobieren. Hier in Pratau verteilt sich das Gemeindeleben hingegen auf 8 Dorfgemeinden. Vieles, was in der Großstadt funktioniert, lässt sich nicht eins zu eins auf dem Land kopieren. Mein Eindruck war bisher, dass man, gerade durch die Corona-Einschränkungen, froh ist, wenn überhaupt etwas stattfindet und die Frage nach Veränderung und neuen Formaten bei der Gemeinde nicht oben aufliegt. Deswegen habe ich mir eine Wunschliste angelegt, was man alles ausprobieren und verändern könnte und die ergänze ich erstmal nur im Stillen und versuche herauszubekommen, ob es auch andere Wunschlistenschreiber gibt und wenn ich zwei oder drei von ihnen gefunden habe, setzen wir uns im Frühling zusammen und probieren etwas aus. Darauf freu ich mich schon. Ob das dann eher bei der Kinder- und Jugendarbeit ansetzt, im Gottesdienst oder beim Kirchencafé, müssen wir sehen.
Gerade, wenn man dann als Vikar nach zweieinhalb Jahren in der Regel weiterzieht. Hast du schon Pläne für die Zeit danach? Möchtest du wieder an die Uni zurück, oder siehst du dich als Pfarrer in einer Gemeinde?
Die Zeit an der Universität war eine gute Erfahrung, aber im Moment zieht es mich mehr zu den Menschen als zu den Büchern. Stand jetzt, sehe ich mich also eher in der Gemeinde, vielleicht aber auch mit einem Standbein in der Schule oder Bildungsarbeit, sehr gern auch im Raum Wittenberg, denn obwohl wir erst seit kurzem hier wohnen, fühlen wir uns als Familie in der Stadt bisher sehr wohl.
Das freut uns zu hören. Vielen Dank für das Gespräch und wir wünschen dir und deiner Familie Gottes Segen und alles Gute am neuen Ort!
Das Interview führte Jakob Haferland.