Monatsspruch Juni 2019: Freundliche Reden sind Honigseim, süß für die Seele und heilsam für die Glieder. (Sprüche 16,24)

Vielleicht kennst du das Gefühl, wenn jemand auf Dich zukommt und mit Komplimenten überschüttet. Wenn es dein Mann, deine Frau, Freund oder Freundin ist, fühlt es sich warm, herzlich und vertraut an. Ich habe einen Arbeitskollegen, den ich erst an der Schule kennengelernt habe. Trotzdem kam er bereits in der zweiten gemeinsamen Arbeitswoche ins Lehrerzimmer und begrüßt mich mit den Worten: „Hallo, schöne Frau.“ und einem französischen Küsschen auf die Wange. Manchmal kam auch die Begrüßung „Du siehst heute aber toll aus.“

Mir war so eine Begrüßung bisher nicht bekannt oder nur von sehr engen Bezugspersonen. Die erste Zeit fand ich es unangenehm, von einer fast fremden Person so angesprochen zu werden. Nach einigen Tagen sagte ich ihm, dass mir das unangenehm ist. Er war erst etwas irritiert, da ich nicht die Einzige war, die er so begrüßte. Am folgenden Tag erklärte er mir, dass er sich gar nichts dabei denke. Er wisse, dass ich verheiratet bin, dass er in einer festen Beziehung und Vater von zwei Kindern ist und es doch schön wäre, in den Tag mit etwas Liebevollem zu starten. Da musste ich mir erstmal Gedanken drübermachen.

Manchmal ist es schwer, nette Worte anzunehmen. In unserer Gesellschaft sind wir der Leistung ausgesetzt. Positive Dinge werden im Alltag selten honoriert. Vielmehr wird einem nur gesagt, was man falsch gemacht hat. Aber was passiert, wenn ich permanent nur meine Fehler gesagt bekomme? Meine Seele nimmt Schaden und mein Körper geht ohne die Anerkennung und Liebe anderer Menschen ein. Dies galt früher, gilt heute und in Zukunft. In der Schule spielt Leistung eine große Rolle. Es kommt nicht darauf an, wer den größten individuellen Fortschritt gemacht, sondern lediglich, wer die Eins geschrieben hat. Das sind im Grunde immer die gleichen Kinder. Macht man sich die Worte aus dem Monatsspruch zur Grundlage seines Arbeitens, sähe es anders aus. Die Kinder sind motiviert, greifen sich selber gegenseitig weniger an und es entsteht eine wertschätzende Atmosphäre, die Jeden in der Seele berührt und ihm guttut. So eine Atmosphäre zu schaffen, sollte das Ziel sein und nicht die Eins in der Matheklassenarbeit.

Dies ist die eine Seite. Positive Worte bewirken etwas bei meinem Gegenüber. Jedoch bewirken sie auch etwas in Dir, wenn Du sie aussprichst und jemand anderen etwas Gutes damit tun möchtest. So habe ich auch meinen Kollegen verstanden. Manchmal muss man die freundlichen Reden einfach nur zulassen und auch bis zu seiner eigenen Seele durchdringen lassen.

Magdalena H.