Foto: J. Lipskoch

Ich habe das Spiel „Himmel und Hölle“ erst spät kennengelernt, denn unser Schulhof war asphaltiert und außerdem wollte ich lieber Fußball spielen. Doch das Spiel fasziniert mich. Man wirft ein Stöckchen oder Steinchen in ein Feld und überspringt es zuerst, um es dann auf dem Rückweg doch mitzunehmen. Womit man dann die Aufgabe erledigt hat und die nächste Zahl und am Ende den Himmel erreicht und die Hölle auslässt. Je nach dem stellen diese beiden Felder vor besondere Aufgaben oder das ganze Spiel muss hinkend oder rückwärts gesprungen werden. Lassen Sie sich mal von anderen ihre Version des Spiels oder auch anderer Hüpf-, Wurf- und Zählspiele berichten. Es ist spannend, wie uns Kinderspiele und –reime, aber auch Rezepte und Märchen die Verschiedenartigkeit unseres Kulturgutes deutlich machen. Auch wir sind untereinander sehr heterogen.

Doch am Ende geht es ja um ein Erreichen oder Erlangen des Himmels. Gewonnen hat, wer auf keine Linie getreten ist und auch sonst keinen Fehler gemacht hat. Wie stellen Sie sich den Himmel vor? Wie den Weg dorthin? Was bedeutet dabei der Himmelfahrtstag? Das ist der fast vergessene Name des Tages, der heute meistens Vater- oder Männertag heißt. Und wollen Sie da überhaupt hin? In den Himmel meine ich.

Heribert Prantl hat im letzten Herbst die Kirchen eindrücklich ermahnt, Orte des offenen Himmels zu sein. Und zwar für die, die sich religiös nennen und in der Liturgie auskennen, als auch für die, die sich da nicht so sicher sind, aber an Gott glauben und hin und wieder für sich alleine beten. „Lassen Sie die Menschen Worte und Gesten spüren, die sie groß machen.“ Gleichzeitig warnte er die Kirchen davor, sich missbrauchen zu lassen. Und im Sinne der Spielgemeinschaft von anderen diktieren zu lassen, wer mitspielen darf und wer aus der Gemeinschaft der Heiligen ausgesperrt wird. Himmelfahrt ist die Steigerung der Auferstehung und Himmelfahrt ist die Aufnahme des gekreuzigten und erniedrigten Menschen in den Himmel.

Dafür wollen wir die Kirchen offen halten, dass diese gute Nachricht von der vielfältigen und alles überspannenden Liebe Gottes von allen Menschen erfahren wird. Den Himmel größer machen, heißt den Menschen groß zu machen, besonders den kleinen und gedemütigten. Das wollen wir tun, denn dafür sendet uns Christus in die Welt, ihnen den Himmel zu öffnen. Den Himmel gibt es, aber der Weg dorthin ist weder ein Kinderspiel noch ein Wettbewerb, bei dem ich mit mir selber kämpfe und andere übertrumpfe. Der Himmel ist Gnade – nicht nur für die, die sich in der Hölle des Lebens fühlen.

Es grüßt Sie herzlich
Ralf Döbbeling