„Sie dürfen hier nicht auf den Hof fahren“, rief der Hausvater. „Aber es war kein Hinweis, dass man das nicht darf.“ „Ja, den Poller hat letzte Woche der Lieferwagen umgefahren.“ Egal, ich konnte noch den kurzen Weg nutzen.
Für die anderen gab es dann ein Absperrband und den langen Weg vom Parkplatz. Eine Gemeindefreizeit ist immer ein Abenteuer. Egal ob es die Baustellen unterwegs sind, die jedes Navi zum Wahnsinn trieben, oder die Kinderbetten, die verteilt wurden, oder die Suche nach dem Schlüssel, den natürlich immer der andere gerade einstecken hat.
Das Freizeitheim in Schönburg hat in diesem Jahr einen guten Rahmen für die Gemeindefreizeit abgegeben. Unerwartet konnten wir die Schönburg gleich in der Nachbarschaft bei herrlichstem Herbstwetter entdecken, erobern und besteigen. Bei der entspannten Wanderung rund um die Ruine gab es viele gute Gespräche, solidarische Hilfe beim Kinderwagentragen und in mancher Tasche wartete eine Wegzehrung für die Kinder. Es war Urlaubsgenuss pur. Doch es gab noch Steigerungen. Drehende Teller, verschwindende Tücher und wachsende Zeitungsbäume wurden allen zur Predigt. Ivonne Böhm bezauberte mit einer Gospel-Magic-Schow und verzauberte nicht die Gegenstände, sondern die Herzen der Kinder und Eltern.
Dann gingen alle in die Luft, wenigsten in Gedanken. Man bastelte mit Reinhard Grohmann Bumerangs und Drachen. Nur fehlte es am Wind fürs ausprobieren. Aber egal. Der Spaß war doch entscheidender als das Ergebnis.
Und Ergebnisse erwarteten auch etliche vom Thementag am Samstag. Das Hauptthema war Gottesdienst, den Sinn in der Mitte finden. Michaela Herrmann führte uns in einem geistlichen Teil in das Thema ein. Viele Fragen und Lieder, Texte und Gebete zeigten: Man kann Gott erleben. Gottfried Muntschick lud zu einem Exkurs in die Geschichte des Gottesdienstes und der erneuerten Agende ein. Viele moderne Vorschläge wurden schon vor 20 Jahren gemacht und mancher wurde von uns aufgeriffen. Aber an vielen Stellen gibt es noch Gesprächsbedarf (siehe Einladung ).
Der wurde auch befriedigt in sieben verschiedenen Gesprächsgruppen. Mirko Steffen moderierte dann in guter Weise die Zusammenfassung der Gesprächsergebnisse. Interessierte können sie auf der Homepage nachlesen. Die letzte Einheit des Thementages orientierte sich dann auf die konkrete Situation in der Gemeinde und nahm auch die künftige stärkere Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden Petrus und Laurentius in den Blick.
Wir sammelten Inhalte für einen fiktiven Brief, in dem wir einmal die Dinge aufschreiben wollten, die uns am Gottesdienst wichtig sind. So ist der Gottesdienst der Mittelpunkt im Gemeindeleben, wo wir als Gemeinde zusammen durch Gesang, Gebet und Verkündigung die Nähe Gottes erfahren und Zurüstung für den Alltag erhalten, um daraus unseren Auftrag und unsere Sendung zu erkennen. Vom Gottesdienst aus soll die Kraft Gottes in die Stadt wirken.
Dabei ist die Bibel die Grundlage unseres Handelns und Wandels und fester Bestandteil der Verkündigung. Der Glauben wird in der Verkündigung gestärkt und immer wieder praktisch eingeübt. Das Abendmahl spielt dabei eine wichtige Rolle und wird immer wieder entfaltet und neu entdeckt.
Der Lobpreis Gottes hat mit altem und neuem Liedgut seinen festen Platz im Gottesdienst. Auch die Segnungspraxis an verschiedenen Stellen im Gottesdienst soll bewusst immer wieder als Chance und Angebot des segnenden Handelns der Gemeinde und als Kraftquelle Gottes erläutert werden.
Konkrete Ideen fanden ihren Platz in Vorschlägen wie: 10 Uhr Gottesdienst mit Brunch, Segnungen direkt nach der Predigt, „offeneres“ Abendmahl, Lichteffekte, Ansprechpersonen für „Neue“. Es gab genügend Stoff zum Nachdenken und selbst für die, die nicht dabei waren zum Weitermachen (siehe Einladung).
Ein lebendiger Gottesdienst ist für uns Ausdruck eines Wachstumsprozesses der Gemeinde und erfordert die Beteiligung der Gemeinde bei der Gottesdienstgestaltung. Aber es steht für uns auch fest, dass Beteiligung ein vertrauensvolles Miteinander von Haupt- und Ehrenamt braucht.
Bei allem Dank für das Erreichte ist es wichtig, immer wach zu sein und Offenheit der Gemeinde für Veränderungen zu zeigen. Es bleibt alles anders.
Gottfried Muntschick