Foto: Joerg Lipskoch

Seit Frühjahr 2022 ist Jan-Micha Andersen Projektentwickler und Koordinator im Gründer:innenHaus Steiler Berg. Im Interview zieht er eine erste Bilanz und spricht über Pläne und Visionen.

Wie hast du die ersten Monate in deiner neuen Rolle erlebt?

Ich bin sehr gern hier und gut angekommen. Ich habe die Zeit genutzt, um den Ort und die Menschen kennenzulernen, habe Interviews geführt, Erwartungen abgeglichen, geschaut, was gebraucht wird. Es hat sich auch bereits einiges getan. Inzwischen sind etwa alle 12 Arbeitsplätze im Haus vermietet. Es ist schön zu sehen, wie sich alles so entwickelt und belebt.

Wer sind die Menschen, die hier Arbeitsplätze bezogen haben?

Wir richten uns in erster Linie an Gründer:innen, haben aber gemerkt, dass es das schwieriger macht, eine Gemeinschaft aufzubauen, weil sie viel unterwegs sind. Deswegen gibt es den Coworkingbereich für Leute, die vor allem einen Arbeitsplatz außerhalb der eigenen Wohnung und Gemeinschaft suchen. Diese Mischung gibt dem Ganzen mehr Stabilität und Kontinuität – nicht nur finanziell, sondern auch personell. Mein Ziel wäre es, wenn die Mietenden zu 2/3 Gründer:innen und zu 1/3 „Coworker“ sind.

Im Coworking finden sich Klassiker wie einen Programmierer oder eine Grafikdesignerin. Die Gründer:innen kommen vor allem aus den Bereichen Landwirtschaft, Coaching/Beratung und Soziokultur. Damit zeigt sich ein Schwerpunkt auf dem Thema Sozialunternehmen bzw. Social Entrepreneurship. Ich finde das ganz passend als Schnittstelle zur Kirche und es wäre schön, wenn wir da als Gemeinde begleiten und mit innovieren, aber auch überlegen, wie wir selbst einen Beitrag dazu leisten können.

Was hat sich am meisten verändert, seit es dich als Koordinator gibt?

Ich bin als feste Ansprechperson hier vor Ort, für die Menschen, die hier mieten, aber auch, wenn neue Leute kommen. Wir können schneller reagieren. Auch die Vermietung des Seminarraums ist einfacher geworden. Ich bin sehr kontaktfreudig und kommunikativ. Es fällt mir leicht, eine Stimmung zu schaffen, in der sich Leute öffnen und miteinander in Kontakt treten. Als erstes habe ich dafür gesorgt, dass es im Eingang eine Pinnwand gibt, auf der sich alle Mietenden vorstellen: Wer ist hier überhaupt?

Mir ist wichtig, dass die Leute sich kennen und miteinander ins Tun kommen. Ich habe zum gemeinsamen Essen eingeladen, zum Feierabendbier, auch mal spontan Kontaktpunkte geschaffen, die Menschen in Verbindung bringen, das finde ich schön. Und ich glaube, da liegt die Chance für Gemeinde, Kontakt- und Begegnungspunkte zu haben auch für Menschen, die sonst mit Kirche nichts am Hut haben.

Was sind deine Pläne, deine Wünsche für die nächste Zeit?

Die richten sich einerseits auf das Haus: Die Außenmauer wird gestaltet, der Seminarraum gut nutzbar gemacht. Außerdem möchte ich den Auftritt nach außen, Branding und Marketing weiterentwickeln. Andererseits geht es mir um die Frage, wie wir unser Angebot weiterentwickeln, welchen Mehrwert wir unseren Mietenden bieten wollen – Seelsorge, Gespräch, Begleitung – und auch fachliche Beratung zu ihren Gründungsvorhaben.

An dieser Stelle suche ich auch nach gemeinsamen Schnittmengen mit der Gemeinde. Ich fände es schön, hier im Steilen Berg einen Ort zu schaffen, in dem sich Menschen aus der Gemeinde über das Thema Entrepreneurship begegnen, aber in dem auch Glaube eine Rolle spielt. Wo kommt Motivation her? Wo kommt Hoffnung her? Dafür möchte ich hier Gesprächsräume öffnen.

Ich freue mich, wie sich auch der Kontakt in die Gemeinde hinein entwickelt hat. Das Netzwerk wächst und es entsteht ein Team aus Menschen, die ihre Erfahrungen einbringen möchten bei der Weiterentwicklung des Hauses und der fachlichen Begleitung der Gründer:innen. Das stimmt mich hoffnungsfroh, dass am Ende beide Seiten, der Steile Berg, aber auch die Gemeinde, davon profitieren können.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Katharina Lipskoch. Informationen über das Geschehen im Gründer:innenHaus unter: https://gruenderhaus.bartho.org/