Mit freundlicher Genehmigung des Diakoniewerks Halle

Samuel Hüfken besucht unsere Gemeinde und ist Krankenhausseelsorger im Diakoniewerk Halle. Wir haben uns mit ihm getroffen, um mehr über ihn und seine Arbeit zu erfahren.

Lieber Samuel, was macht ein Krankenhausseelsorger?

Samuel Hüfken: Seelsorge im Krankenhaus das ist sehr vielfältig. Das ist nicht nur Händchenhalten am Krankenbett, sondern hat viel mit Begegnung zu tun, auf den Fluren, an der Rezeption, in der Cafeteria. Begegnung, die gestaltet wird, ganz zweckfrei und offen, Der Schwerpunkt ist es aber, die Kranken zu besuchen.

Was reizt dich besonders an dieser Arbeit?

Diese Nuance Abenteuer, nicht zu wissen: Was erwartet mich? Wohin führt das Gespräch? Welche Fragen bewegen mein Gegenüber? Das bedeutet sich immer wieder neu einzustellen, viel Neues und eine Menge Abwechslung.

Ich stelle mir vor, deine Arbeit bringt auch viele schwere Momente mit sich.

Es ist besonders die Hilflosigkeit, die ich an vielen Stellen erlebe. Diese mitzutragen, mitauszuhalten und ihr zu begegnen, ist tatsächlich schwer. Mitunter ist es auch eine fehlende Sensibilität von anderen Professionen, was Seelsorge eigentlich ist oder kann. Seelsorge kann intensive Begegnungen ermöglichen, bei denen ich oft auch menschliche Abgründe erlebe, Verzweiflung, Hilflosigkeit. Da komme ich an meine Grenzen, die ich gut wahrnehmen muss.

Woher ziehst du in solchen Momenten die Kraft für diese Arbeit?

Rituale helfen mir solche Situation abzuschließen oder zu beginnen. Ganz viel Kraft ziehe ich aus meiner Familie. Wo ich das Leben nochmal ganz anders erfahre, mit meinen zwei kleinen Kindern und meiner Frau. Und dass ich hier im Diakoniewerk in Ergänzung zur eher passiven Rolle als Seelsorger auch aktivere Rollen einnehmen kann, in der Ethikberatung, in Mitarbeiterschulungen, in Andachten und Gottesdiensten.

Was sind für dich besondere Momente, wo für dich sofort klar ist: Genau das ist Seelsorge und das kann sie leisten?

Das sind vor allem Momente, wo meinem Gegenüber am Anfang völlig unklar ist: Wer bin ich, warum bin ich da – nur fragende Gesichter – doch dann sitzt und spricht man dort eine dreiviertel Stunde und merkt: Man hat heiligen Boden betreten. Man hat sich sehr aufeinander eingeschwungen. Und am Ende ein strahlendes „Dankeschön. Es war sehr gut, dass Sie da waren.“ Das berührt mich.

Dann merke ich, es ist ein Raum geöffnet worden, ich spüre Erleichterung, die Perspektive hat sich geändert. Zum Beispiel eine Frau, die dann plötzlich lacht und selber überrascht ist, dass sie lachen kann Und sich bedankt für die „Ablenkung“ und den erzählerischen Ausflug in ihre Erinnerungen. Das sind solche Sternstunden.

Diakoniewerk und Bartholomäusgemeinde liegen dicht beisammen. Siehst du oder wünschst du dir Möglichkeiten wo sich Gemeinde und Krankenhausseelsorge gegenseitig stützen oder von einander profitieren können?

Für mich ist Diakonie einer der Atemzüge, die Kirche tut. Von daher sehe ich auch Gemeindemitglieder als wichtige Lungenbläschen, die diesen Atem mittragen und dazu beitragen, dass dieser Atem zum Leben dient. Und da bin ich immer froh, wenn Leute sich bereit erklären zu unterstützen: in der Seelsorge, bei den Andachten.

Und das wäre auch im Diakoniewerk möglich?

Ja, Leute die den Eindruck haben, das könnte etwas für sie sein, können sich hier gerne engagieren. Das beginnt dabei, zu den Patientinnen und Patienten zu gehen. Wir ermöglichen eine Ehrenamtsausbildung zur seelsorgerlichen Begleitung und begleiten Ehrenamtliche supervisorisch. Es ist auch möglich, in unserer Bibliothek mitzuarbeiten oder Patienten zu den Andachten zu begleiten. Da sind wir wirklich sehr offen. Und ich freue mich natürlich, wenn wir als Diakoniewerk ins Viertel ausstrahlen können. Wir freuen uns über Hilfe bei unserer Arbeit, von der wir denken, dass sie Menschen hilft und wichtig ist.

Und anderes herum, wie kann Gemeinde vom Diakoniewerk zehren?

Ich glaube es ist gut, wenn man voneinander weiß. Wir haben eine Reihe von Angeboten, die wir natürlich für den ganzen Stadtteil machen: Konzerte, Sommerfeste, Flohmärkte, Familiengottesdienste mit dem Diakoniekindergarten oder Vorlesungsreihen. Da kann Gemeinde auch von profitieren. Es sind Angebote in einem anderen Setting, mit anderen Räumen und Gesichtern.

Lieber Samuel, herzlichen Dank für das Gespräch und alles Gute für deine wichtige Arbeit.

Die Fragen stellte Jakob Haferland.

Das Diakoniewerk Halle sucht ehrenamtliche Unterstützung in folgenden Bereichen:

  • Patientenbesuchsdienst im Krankenhaus
  • Betreuung unserer Patientenbibliothek
  • Alltagsbegleitung 65+
  • Patientenbegleitdienst im Krankenhaus

Alle weiteren Informationen gibt es bei Udo Israel unter 0345 778-6203 oder info@diakoniewerk-halle.de