„Heut schließt er wieder auf die Tür zum schönen Paradeis …“ dieser Vers aus einem Weihnachtslied wird in vielen Kirchen am Heiligabend gesungen. Der Stall in Bethlehem, in dem das Jesuskind liegt, und das Paradies – wie geht das zusammen? Paradies, darunter stellen wir uns eine heile Welt voll Harmonie, Frieden und Glück vor. Das ist recht nah an dem Bild, das die Bibel vom Paradies malt. Aber es ist weit weg von dem, was wir erleben. Kriege und Hunger hören nicht auf. Viele Menschen haben Existenznöte und Angst, in armen Ländern und auch bei uns. Der Mensch ist den Menschen oft ein Wolf. Deshalb schickt Gott seinen Sohn. Er kommt als Menschenkind in einer Futterkrippe zur Welt. So kommt er den Menschen freundlich nahe, allen Menschen, ganz unabhängig von Ansehen und Aussehen, von Status und Macht – das ist der Schlüssel zum Paradies. Wenn Jesus später von der Nächstenliebe predigen wird, dann gibt er diesen Schlüssel an uns weiter und in unsere Hände. Er umwirbt die Menschen, sich nicht selbst an Gottes Stelle zu setzen und einander als Menschen zu begegnen. Damit ist das Paradies wieder geöffnet. Davon können wir alle leben. Dieses Paradies ist gerade kein Schlaraffenland. Das Wort „Paradies“ kommt aus dem Persischen und bedeutet „das Umgrenzte“. Wir wissen nur zu gut, dass die Ressourcen dieser Erde begrenzt sind. Dennoch können alle satt werden und alle gut leben. Das geht nicht, ohne dass wir teilen. Weltweit und im Land.

Gerecht soll es zugehen. Das geht nur mit guten und gerechten Grenzen. Die geplante 5-Euro- Hartz-IV-Erhöhung ist zu Recht gescheitert. Unsere Diakonie hat den Regelsatz unabhängig berechnen lassen. Er müsste für Kinder um 36 Euro steigen, für Alleinstehende um 69 Euro. Die Schere zwischen Arm und Reich darf im nächsten Jahr nicht noch weiter auseinandergehen. Auch die Schuldenlast, die wir künftigen Generationen aufbürden, muss für uns Thema bleiben. Das gilt auch für Umweltzerstörung und den Klimawandel. Gerade die reichen Länder blockieren ein Umsteuern. Sie wollen sich ihre vermeintlichen Wohlstands- Paradiese erhalten und riskieren das Überleben der ganzen Menschheit.

Zum Paradies gehört, bewusst in Gemeinschaft zu leben und zu teilen. Es ist wunderbar, dass wir uns an Weihnachten beschenken. Schenken heißt ja, einander eine Freude machen. Wir wollen so gern ein behagliches Weihnachten feiern. Das Wörtchen „Hag“ ist ein altes deutsches Wort für das, was Paradies meint: Umfriedet sein. Das wünschen wir uns. Die Menschen friedlich beieinander – und Gott mitten unter uns. So wünsche ich uns allen ein friedvolles, behagliches und fröhliches Weihnachten.

Ilse Junkermann